Münchner Fachkräftemangel Soziale Arbeit – 2007 bis heute

Im folgenden soll ein kurzer  Abriss aufzeigen wie es im Jahr 2007 in der BRD allgemein und damit anschließend mit der Sozialen Arbeit im speziellen bestellt war und ist. Dies soll einen Beitrag dazu leisten den  Fachkräftemangel in München, die Etablierung vom Dualen Studiengang bei der LHM und die Expansion von Privathochschulen mit B.A. Soziale Arbeit besser einordnen zu können.

von P.H. (AKS München) –  Januar 2018

Der Fachkräftemangel und die geplante Einführung eines dualen Studiums Soziale Arbeit bei der Landeshauptstadt München – ein kurzer Abriss der Historie von 2007 bis heute:

Immer mehr Menschen ziehen in die „Boom“-Stadt München und die umliegenden Landkreise.

Andere Kommunen in der BRD und damit die dort lebende Bevölkerung leiden ab 2007 vermehrt unter der Wirtschaftskrise (Arbeitslosigkeit; Abwanderung z.B. nach München). Ganze Staaten werden unter das Privatisierungs- und Spardiktat der Troika gestellt (z.B. Griechenland). Etliche Unternehmen in der BRD melden Konkurs an. Findige finanzstarke Unternehmen fliehen mit ihrem Kapital in europäische oder außereuropäische Billiglohnländer um ihre Gewinnmaximierungsziele und Bonis nicht zu gefährden. Gleichzeitig findet in der BRD eine Debatte um bessere Bildung, Kinderbetreuung und die Aufwertung der Kinder- und Jugendhilfe statt, dafür bezahlen möchte der Bund aber nicht viel mehr als bislang. (Warn-)Streiks zur Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes (SuE) häufen sich. Die besondere Entgelttabelle „Sozial- und Erziehungsdienst“ im TVöD wird 2009 eingeführt. Erstmal nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Frühsommer 2015: Bundesweit streiken über Wochen hunderttausend Kolleginnen und Kollegen für die gesellschaftliche Aufwertung und tarifliche Höhergruppierung des Sozial- und Erziehungsdienstes (TVöD-SuE). Außer der politischen Rückendeckung durch den Bundesvorstand der Partei die Linke kam es in der BRD zu keinen größeren offensiven Solidaritätsaktionen durch eine der großen Parteien. Bereits während dem Streik rührten sich zeitgleich erste Kommunen und Verbände um auf den Fachkräftemangel in der Region München aufmerksam zu machen (http://www.sueddeutsche.de/muenchen/landkreismuenchen/sozialpaedagogen-im-landkreis-mangel-verwaltung-1.2607411). Der Rückhalt in der Gesellschaft durch die betroffenen Eltern deren Kinder vier Wochen lang nicht in ihre Kitas konnten und auch die  Presse war insgesamt positiv. Parallel dazu machte VKA Verhandlungsführer Dr. Thomas Böhle und Städtebund-Chef Gerd Landsberg klar, dass ihrer Meinung nach aus volkswirtschaftlicher Sicht die Forderungen der Streikenden viel zu hoch seien.

Der Tarifkampf endete schließlich im Herbst 2015 ernüchternd und bliebt im Ergebnis weit hinter den Erwartungen zurück. Aufwertung und Anerkennung der Sozialen Arbeit haben ihre Grenzen aufgezeigt bekommen…

Aber dann:
Im Herbst 2015 forderte der Städte- und Gemeindebund aufgrund der steigenden Flüchtlingszahlen: „die Einstellung von bis zu 50.000 neuen Sozialarbeitern. Verbands-Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg sagte der FAZ: „Sozialarbeiter sind ein wichtiger Baustein, damit die Integration gelingt.“ (FAZ vom 06.10.2015)

Im Zuge des Fachkräftemangels gab es im März 2016 auf Einladung des AKS Münchens ein Fachgespräch mit Sozialreferentin Brigitte Meier, VerbandsvertreterInnen von JHUMF, ver.di, GEW und unter der Schirmherrschaft einer Professorin der KSFH. Hintergrund damals war die kurzfristige Einstellung von Personal ohne pädagogische Qualifikation für originäre sozialpädagogische Arbeit mit und für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Münchner Einrichtungen der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Der AKS übte Kritik daran und forderte die Rückkehr zum Fachkräfteprinzip und die Wiedereinführung fachlicher Standards im UMF Bereich (http://www.aks-muenchen.de/wp-content/uploads/Positionspapier-Berufsfremde-in-der-Sozialen-Arbeit-AKS-2016.pdf).

Im Dezember 2016 wurde schließlich auf Grundlage des Treffens vom März eine stadtweite, gut besuchte Veranstaltung der ARGE Freie zum Thema „Fachkräftemangel in München“ durchgeführt. Einhellige Meinung im Plenum: Das Land Bayern finanziert am Hochschulstandort München zu wenig Studienplätze im Fach Soziale Arbeit.

Auf einen Studienplatz Soziale Arbeit bewerben sich an der staatl. HS und der KSFH München unzählige InteressentInnen. Gleichzeitig eröffnen in München immer mehr private Hochschulen mit B.A. Soziale Arbeit. Dem Bolonga-Prozess und der CSU sei Dank und das CHE freut sich über die angestrebte Privatisierung. Oh du freie Marktwirtschaft wir hören dich frohlocken!

Es ist damit primär ein künstlich erzeugter Fachkräftemangel über diesen zu diskutieren ist.
Festzustellen ist, dass sich bislang weder die Freien Träger, die Landeshauptstadt, noch die übrigen Akteure dagegen wehren. Von den beiden großen Hochschulen hört man dazu ebenfalls nichts.

Die Landeshauptstadt München hat Mitte 2017 einen dienstherreneigenen Studiengang Soziale Arbeit beschlossen. Favorit der Landeshauptstadt ist explizit eine private Hochschule. Die Vergabeausschreibung lief bis zum 13.12.2017 (siehe Vergabestelle LHM/Link unten).

Der AKS München übt hierzu scharfe Kritik. Die AKS Stellungnahme finden Sie hier: [Link].

Hintergrundinfos:

Vergabeunterlagen der LH München

https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Direktorium/Vergabestelle-1.html

Personalentwicklung Stadt München (Seite 41 ff zu SozialpädagogInnen)

https://www.ris-muenchen.de/RII/RII/DOK/SITZUNGSVORLAGE/4496338.pdf

Ausführlicher Stadtratsbeschluss zum dualen Studium Soziale Arbeit
(RIS Vorlagen-Nr.: 14-20 / V 08093)

http://www.ris-muenchen.de/RII/index.jsp?page=RII%2Fris_vorlagen_dokumente.jsp%3Frisid%3D4355360

Forderungen und Verlauf Tarifkampf 2015
https://www.boeckler.de/wsi-tarifarchiv_51788.htm#cont_54137