Archiv der Kategorie: Sinti und Roma

Ingolstadt: Demonstranten erheben schwere Vorwürfe: Protestzug gegen „Missstände in den Ingolstädter Abschiebelagern“

Ingolstadt: Demonstranten erheben schwere Vorwürfe: Protestzug gegen „Missstände in den Ingolstädter Abschiebelagern“

Der Donaukurier mit Bericht  zur Demonstration gegen die bayrischen Abschiebelager vom Samstag, den 4.3.2017, an der auch der AKS München teilgenommen hat.
Link zum Presseartikel.

Hintergründe zu den Abschiebelagern in Bayern finden Sie / findet ihr hier auf der Infoseite vom Flüchtlingsrat Bayern.

 

Schattenbericht zur Lage der Sinti und Roma in Deutschland

Nachdem die Berichterstattung der Bundesregierung zu Sinti und Roma recht bescheiden ist, haben einige Organisationen (darunter auch ein Träger aus München)  einen sehr lesenswerten Parallelbericht erstellt: „Die kurzfristig eingeholten Meinungen von 26 Landesverbänden, Bildungsprojekten, Experten und Aktivisten widersprechen ganz eindeutig der Meinung der Bundesregierung, die deutschen Sinti und Roma seien gut intergriert.“ (S.4). Als Ursache wird Exklusion und Diskriminierung gesehen. vgl.:

„Ergänzungsbericht der Roma-Zivilgesellschaft und anderer Interessenträger und Expert/innen zum Bericht der Bundesrepublik Deutschland an die Europäische Kommission zum EU-Rahmen für Nationale Strategien zur Integration der Roma bis 2020“
Downloadbar hier: http://bag-raa.de/PDF/Ergaenzungsbericht%20NRIS%20Maerz%202012.pdf

Veranstaltung „Sinti und Roma gestern und heute“

18.01.2012
Um 20:00 Uhr in der Seidlvilla, Nikolaiplatz 1 B (U3/U6 Giselastr.) München

Aus der Ankündigung der VVN-BdA München:

Nach offiziellen Schätzungen leben in der BRD 70.000 Sinti und Roma mit deutscher Staatsangehörigkeit,dazu kommen in den letzten Jahren aus Osteuropa zugewanderte Roma sowie Bürgerkriegsflüchtlinge u.a. aus dem ehemaligen Jugoslawien. In München leben mehrere tausend Sinti und Roma.

Ihre soziale Situation ist sehr unterschiedlich, aufgrund von Vorurteilen und Diskriminierung sind jedoch die Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt oft schlecht. Hier setzt das Projekt Junge Arbeit an und versucht, sowohl in Kooperation mit den Schulen als auch durch soziale Beratung die Situation für junge Sinti und Roma zu verbessern.

Aus Angst vor Diskriminierung und Vorurteilen entscheiden sich viele Angehörige der Minderheit, ihre Herkunft nicht offen zu nennen. Denn Diskriminierung und Vorurteile sind immer noch ein akutes Problem.

Ein paar Beispiele: 2005 wurde in „Der Kriminalist“, einer Fachzeitung des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) ein Artikel vom zweiten Vorsitzenden des BDK-Landesverband Bayern veröffentlicht. Dieser schrieb, dass sich Sinti „als Made im Speck der bundesrepublikanischen Wohlfahrtsgesellschaft“ fühlen würden. Die Legitimation für Diebstahl, Betrug und Sozialschmarotzerei werde ohne schlechtes Gewissen aus dem Umstand der Verfolgung im 3. Reich genommen.

68 % der Bevölkerung wollen nach einer wissenschaftlichen Untersuchung keine „Zigeuner“ als Nachbarn. Keine türkischen Nachbarn wünschen sich „nur“ 36%.

Es ist seltener geworden, kommt aber immer noch vor, dass die Polizei Straftäter oder Strafverdächtige als Angehörige der „Sinti und Roma“ bzw., da dies verboten ist, als Angehörige einer „mobilen ethnischen Minderheit“, abgekürzt „MeM“, neuerdings auch als „Rotations-Europäer“ registriert und dies an die Presse weitergibt. Bis 2001 erfasste z.B. die bayerische Polizei gezielt den „Personentyp“ Sinti und Roma. Bis dahin wurden Sonderdateien über Autokennzeichen und über so genannte „Sippenführer“ geführt.

Sinti- und Roma-Kinder werden überproportional häufig in Sonderschulen untergebracht.

Wirkungsvolle Maßnahmen gegen Diskriminierung bei Arbeitsplatz- und Wohnungssuche fehlen weitgehend.

Kinga Papp und Rainer Burger werden einen Überblick über die aktuelle Situation der Sinti und Roma geben und das Projekt Junge Arbeit/ Sinti und Roma vorstellen – vielleicht ein Beispiel dafür, was zur Verbesserung der Situation dieser Menschen getan werden kann.

Antiziganismus

1. Gewalttätige Ausschreitungen, Anschläge und Repressionen gegen Roma finden in den letzten Jahren in Europa häufig statt.
Nicht selten auch in Italien, wo Mehrheitsangehörige immer wieder Romalager angegriffen haben.
Ein Ereignis, welches in der Presse eher untergegangen ist:
„Nach einem falschen Vergewaltigungsvorwurf einer jungen Italienerin hat ein Mob am Samstagabend in Turin ein Camp der Roma-Minderheit in Brand gesetzt. Laut „Welt“ nahmen rund 500 Menschen im Viertel Vallette im Nordwesten Turins an einem Protestzug gegen die Roma teil, der in Gewalt umschlug. Die APA berichtet, dass „rund hundert mit Knüppeln, Steinen und Brandsätzen bewaffnete Menschen“ das Camp angriffen und Autos und Hütten in Brand steckten. Zwei Baracken wurden dabei Presseberichten zufolge vollständig zerstört. Verletzt wurde niemand; die Bewohner des Camps waren, offenbar aufgeschreckt durch Protestplakate, bereits zuvor aus ihren Unterkünften geflüchtet. Auslöser des Pogroms war die Notlüge einer 16-Jährigen, die – um ihre Beziehung zu einem Erwachsenen vor ihrer Familie zu verbergen – behauptete, auf dem Nachhauseweg von „zwei Zigeunern“ vergewaltigt worden zu sein. Als sie später ihre falschen Anschuldigungen bei der Polzei zurückzog und eingestand, freiwillig Geschlechtsverkehr gehabt zu haben, stand das Roma-Camp bereits in Flammen. Wie die APA berichtete, schritt die Polizei „nach dem Bekanntwerden der Lüge“ gegen die Gewalt ein und nahm zwei Männer fest.“ (Quelle http://www.roma-service.at/dromablog/?p=17294)

 

2. Es gibt ein neu erschienes Buch: „Europa erfindet die Zigeuner“ von Klaus Michael Bogdal, Eine Rezension findet sich z.B. hier http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ku&dig=2011%2F11%2F22%2Fa0111&cHash=d7a8460324